Medea und Jason oder Wer bringt die Kinder ins Bett?
Ein freies Spiel mit dem Mythos
mit Katrin Heinau und Bernhard Gaudian

Zwei Schauspieler:innen machen sich einen Jux: lass uns die Held:innen spielen, „Medea“ und „Jason“, nach 2500 Jahren! Was ist von dem antiken Mythos noch übrig? Ach ja! Das böse Vergnügen an der Tragödie!

Aus dem Dämmer einer Requisitenkammer, eines Museums oder des Foyers eines Hotels am Mittelmeer schälen sich Medea und Jason ins Licht und entdecken einander wie untote Geschiedene. Es verbinden sie alte Liebe, Hass und Verrat, Erinnerungen an große Abenteuer und höchste Momente – sind sie nicht auf diesem wundervollen Schiff, der Argo, mit der Elite der westlichen Welt auf Landnahme gewesen? Hat nicht die zauberkundige Medea aus der fernen östlichen Weltgegend den Griechen zum Sieg verholfen, sich selbst dabei aber zugrunde geschädigt? Hat nicht Jason nur seine Privilegien im Sinn gehabt, als er Medea verstieß? Was soll man von den Gerüchten halten, Medea hätte die Kinder umgebracht, um sich an Jason zu rächen? Sie beäugen sich voll Misstrauen. Verdächtigungen und Vorwürfe werden wieder präsent, eine leichengepflasterte Vergangenheit, die sie genüsslich durchschreiten. Denn so haben die Autoren sie gewollt: „Wir sind Mythos. Blutig und finster!“

Aber das Vergnügen hat seine Grenze: die Zukunft der Kinder. Und das Leben ist anstrengend mit so viel Ruhm und so viel Schuld. Medea stellt richtig, was schiefgelaufen ist bei den Wiedergeburtsriten, dem angeblichen Mord an ihrem Bruder und ihrem Onkel. Auch Jason zieht es vor, den Strohhut in den Händen zu wenden, anstatt das Schwert zu schwingen. Vielleicht können sie die Tragödie hinter sich lassen? Könnte man nicht – das Rollenfach wechseln?

Diese Produktion entstand als No Budget-Experiment von zwei Schauspieler:innen, die es nicht lassen konnten. Sie basiert auf dem Material und der Vorarbeit der durch die Corona-Pandemie nicht aufgeführten, wesentlich größeren Medea-Produktion des KKT-Ensembles.