So isch's no au wieder!
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Eine Ommaasch auf Thaddäus Troll

Lothar Eberhardt und Holger Franke öffnen ihre Werkstatt mit Prosa und Lyrik vom Autor von DEUTSCHLAND deine SCHWABEN
Lothar Eberhardt, Jahrgang 54, geboren in Horb am Neckar, schon lange Zeit wohn- und lebhaft in Kreuzberg, Mensch des Friedens, Helfer für Kriegs(dienst-)verweigerer, ist mit dem Kungerkieztheater produktiv verbunden: Er vertraute dem Leiter und Hausautor Michael R. Schmitz ein einschneidendes persönliches Erlebnis an. Dies wurde umgewandelt in das Solo-Stück Mensch Ludwig,welches über dreißig Mal dortselbst im Verlauf von zwei Jahren gespielt wurde von
Holger Franke, Jahrgang 42, geboren in Weimar, entzog sich 1963 dem Militär mittels Umsiedlung in die wehrdienstfreie Zone Westberlin, begann dort sein Leben als Schauspieler, wurde Regisseur, Autor und Gründer des seinerzeit weit wirkenden Theaters Rote Grütze. Seit 2000 wirkt er im Kungerkiez, Seine Darstellung des katholischen Schwaben-Menschen Ludwig führte zur unaufhaltsam Freundschaft mit dem Original-Schwaben Lothar Eberhardt.
Dann begab es sich, dass Holger Lust bekam, mit Lothar zu spielen. Und was bot sich ihm da als erstes an?
Die Einrichtung einer Werkstatt mit Texten des seinerzeit berühmten schwäbischen Schriftstellers, Mund-Art-Dichters, Sprachforschers, Essayisten, Autor des Buches Deutschland, deine Schwaben.
Lothar, erst mal skeptisch: Sich als Schwabe vor vorwiegend Nichtschwaben über Schwäbisches ausbreiten, ein behäbiger Heimatabend, mit gefällig servierten Klischees, auf billige Lacher getrimmt? – lieber nicht!
Doch dann, übers Lesen der Texte und Drüber Dischkutiere, sah er, dass es sich lohnt, sich auf den Troll einzulassen: Dessen Erforschung schwäbischer Mund- und Geistesart, von Sprüchen und Widersprüchen, Geschichte und Geschichten, Dialekt und Dialektik, Tief- und Hintersinn, Grobheit und Zartheit, Schauder und Schönheit...
Thaddäus Troll war als "gemüthaften Meister der Kleinkunst‘, als "einfallsreicher Feuilletonist" und "schwäbischer Poet" abgetan - so schrieb Walter Jens, meinte aber, er sei "in Wahrheit ein Artist und Poeta Ductus"gewesen, "der sein Verse so gut wie die Prosa-Stücke mit hoher Bewusstheit (und großer Risiko-Bereitschaft) formulierte":
Thaddäus Troll – das ist einer der letzten großen Impressionisten deutscher Sprache, ein Mann, der Worte, in immer neuem Umkreisen, zum Leuchten bringen kann, der mit Hilfe einer lyrisch-melodiösen Prosa Atmosphäre veranschaulicht, so, wie’s Tucholsky einmal konnte …“
Walter Jens im Nachwort zum Großen Thaddäus Troll-Lesebuch:
Und Johannes Poethen meint: „Wo beginnt, wo endet das komplizierte, unerwartet in Fernen und Tiefen sich verlierende Gebilde, die Schwäbische Seele? Nach viel Groß-Mühe und Tiefenlotung steht Thaddäus Troll inzwischen als ehrliches Gütezeichen für einen umfassenden Psychoanalytiker von Deutschlands Schwaben. Unverschämt genau sah er hin, nicht zuletzt auf die Mäuler, und er registrierte mit scharfsinniger Heiterkeit, mit der leichten Kunst, die er sich schwer gemacht hat. Solch ein Weg ins Labyrinth der schwäbischen Seele war gefährlich-verschlungen. ER bedurfte des Fadens. Troll fand ihn: die schwäbische Sprache.“
Nun - Wir sind unterwegs. Kann sein, wir begegnen mit Trolls Erkundungen, unseren Wanderungen übern „Trollberg“, sogar was von uns selbst: „es menschelt halt überall.“ Und das Allgemein-Menschliche findet man besonders gut ausgeprägt im Besonderen. Oder umgekehrt.
So ischs's no au wieder.
Preise: 10 Euro/ erm. 8 Euro / Förderpreis 12 Euro