Wunderbar kann ich singen!
Eigene Produktion, Theater für Erwachsene, Theater für Jugendliche

Die Kobolde des A- und O-Amtes erleben sie jeden Tag: immer diese Arbeitslosen! Am spannendsten ist es, wenn wieder ein Zirkus pleite gemacht hat.
Dann kommen die Clowns zur Umschulung, und alles geht schief. Geld, Arbeit, Arbeitsmarkt, sich selbst zur Ware machen – was ist das? Clowns kann man nichts beibringen, sie wissen es schon: Bei Geld hört die Freundschaft auf und fängt die Liebe an!
Ein rasantes Clowns- und Koboldtreiben auf dem Amt, das wir fast alle kennen, von und mit Kindern und Erwachsenen. Was macht das Jobcenter mit uns, was bewirken Arbeitszwang und Sanktionierungsdrohungen? Die Clowns widerstehen, in aller Gefährdung. Ein Stück mit Witz und Tücke.
Spielzeit 2012/2013 KungerKiezTheater
Ort: Spielort: JuKuZ Gérard Philipe (Stammspielstätte von 2007 bis 2020)
Uraufführung am 15.12.2012, 5 weitere Aufführungen im Zeitraum vom 16. Dezember 2012 bis 13. Januar 2013, Wiederaufnahme am 22. und 23. Februar 2013
Spieldauer: ca. 90 Minuten

unter Mitwirkung der Kinder-Kobolde
Amanda Heinau, Elettra Herrmann, Mara Hüttner, Lennon Menzel, Lilia Noack, Anton Rodenberg, Janno Wehner, Ella Widmoser
und mit
Katerina Brandes, Dana Hübeler, Jörg Karsten, Christian Meskó, Alexandra Pralow und Tim Wildner

Regie: Michael Reinhold Schmitz und Katrin Heinau
Musik/Komposition: Michael Reinhold Schmitz
Bühne: Jan Brokof
Lichtdesign: Gregor Knüppel
Plakatgestaltung: Lily Roggemann
Download Programmheft Wunderbar kann ich singen
(c) Rechte Begleitmaterialien: KungerKiezInitiative e.V.
Wunderbar kann ich singen! Ein Clownspiel über Arbeit und Markt im KungerKiezTheater
Dr. Karin Schmidt-Feister – für Kulturmagazin Treptow-Köpenick 4/2013
Das Kunger.Kiez.Theater, gegründet 2007, ist ein Pool aus rund fünfzig Amateuren, die gemeinschaftlich produzieren. Im vergangenen Jahr erlebten sechs (!) Inszenierungen ihre Premiere. Die Autorin, Regisseurin und Dozentin Katrin Heinau leitete die Ensembleproduktion „Herzkloppe“. Im Dezember 2012 inszenierte sie in Zusammenarbeit mit Michael Schmitz ihr eigenes Stück „Wunderbar kann ich singen! Ein Clownspiel über Arbeit und Markt. Entstanden ist die Szenenfolge über Jobverlust und Neuorientierung vor dem Hintergrund der nach dem Wirtschaftsfachmann Peter Hartz benannten Arbeitsmarktreform. Die Pleite trifft einen Zirkus – Tiere und Artisten verlieren ihre Arbeit. Vier unterschiedliche Clowns treffen sich wider Willen im Jobcenter. Clowns im Arbeitsamt? Klamauk? PR-Gag? Mitnichten! Inszenierung, Musik und vor allem darstellerische Wandlungsfähigkeit der Performer, die den inhaltlichen Spagat eines permanenten Perspektivwechsels meistern, zaubern anspruchsvolles Amateurtheater ganz eigener Faszination.
Die sprachlich pointierte Stückvorlage spielt fiktiv mit möglichen Zukunftsszenarien für die Profis in Sachen Spaß. Herr Hildebrandt, der ausgewiesene Jobvermittler für diese Berufsgruppe, leitet in fünf Lektionen die Umschulung und gerät zunehmend in Konflikt mit den wortgewandten Clowns. Nur den permanent anwesenden Wachmann (Christian Meskó in einer stummen Rolle) bringt nichts aus der Ruhe. Das Stück ist eine Farce und der Zuschauer wird Teil des skurrilen Geschehens. Bühnenbildner Jan Brokof hat den Wartebereich der Arbeitsvermittlung bis in den Zuschauerraum erweitert, auf der Bühne im „Amt für Arbeit und Obskures“ u-förmig aufgestellte Stuhlreihen vor weißen Wänden, tickender Uhr. Eine Stimme aus dem Off fordert in Endlosschleife: Bitte warten! Bitte nicht an die Tür klopfen! Bitte Nummer ziehen! Wir starren auf einen Getränkeautomaten mit karibischem Palmenposter neben dem überdimensionalen Hartz-Konterfei. In die bleierne Zeit des Wartens stürmen die Spaßmacher mit den roten Nasen – Clown Lana (Katerina Brandes mit Zöpfen), der große Clown Düse(Tim Wildner mit Energie auf einem Kleinstkinderfahrrad), Clown Basti (Dana Hübeler verträumt im Anzug mit Ball) und Clown Äpfelchen (Alexandra Pralow mit roter Kappe und Hula-Reifen) wie in eine Manege. Sie wollen nicht zu Grabe getragen werden, was sie sofort szenisch verdeutlichen. Sachbearbeiter Hildebrandt fordert seine ´Cluuns´ auf sich den neuen Herausforderungen zu stellen. Hildebrand doziert über „Murkt, Geld und Bunken“ und verwickelt seine Klienten in immer neue Übungen. Jörg Karsten brilliert sprachlich in den Monologen und temporeichen Dialogen, die die harte Realität durch sprachliche Verfremdung umso deutlicher kritisieren. Seine Figur denunziert er nicht. Im herausfordernden Zusammen-Spiel mit dem Clownsquartett offenbart er eigene Risse, Verletzungen und ungelebte Träume. Durch die Clowns kommt er zunehmend aus dem Tritt. Die Wort-Spiel-Tanz-Gesangsantworten der Clowns schaffen einen magischen Gegenentwurf von Leben, postulieren soziale Kraft nicht im Gegeneinander (bis hinein in den Heirats-Markt), sondern im Miteinander. Basti und Äpfelchen finden zu einander und auch Herr Hildebrandt stürmt im Outfit eines Zirkusdirektors mit seinen neuen Freunden aus der Umzingelung des Amtes.
Die temporeiche Inszenierung lebt vom Wechsel von Realität und Fiktion, der besonders durch die musikalische Kontrapunktik betont wird, die Michael Schmitz live am Schlagzeug, mit Synthesizer und Akkordeon ermöglicht. Ein Kinder-Clown-Septett in weißen Anzügen ist Teil der poetischen Gegenwelt im Arbeitsamt, mit ihren roten Wuschelhaaren treiben sie Schabernack und spielen ´unsichtbar´ mit den Erwachsenen. Im Finale singen alle gemeinsam mit dem Publikum das Lied „Der Hahn ist tot“, die Hoffnung lebt!
Mit zwei Zusatzvorstellungen im Februar war diese Inszenierung ein großer Erfolg auf der Bühne im Jugendkunstzentrum „Gérard Philipe“, Karl-Kungerstraße 29/30. Die liebenswerten Clowns sind von der Bühne verschwunden. Wieder wird gewerkelt und geprobt, steigt das Lampenfieber. Ab 17. Mai 2013 steht „Alice im Wunderland“ als erste Produktion für die ganze Familie in sechs Vorstellungen auf der Bühne des intimen 90 Gäste fassenden Theatersaales.
Toi-Toi-Toi wünscht
Karin Schmidt-Feister in freundlicher Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Kultur des Bezirksamtes Treptow-Köpenick
Eine Produktion des
Diese Produktion wurde vom Amt und Weiterbildung und Kultur/ Dezetrale Kulturarbeit Treptow-Köpenick und der Stiftung Pfefferwerk gefördert – wir danken herzlich dafür!
(c) Rechte: KungeKiezTheater, Kiefholzstraße 20, 12435 Berlin
Fotos zur Produktion: Lilly Roggemann